Hast du deine Jugendträume verwirklicht?
Bist du der Mensch geworden, der du immer sein wolltest?
Hast du früher gewusst, was Glück ist – und heute nicht mehr?
Als ich sehr jung war, war es mein Traum, einen Bauernhof zu betreiben, auf dem nur Katzen lebten. Diesen Traum habe ich nie verwirklicht.
Als junger Mann träumte ich davon, als einsamer Wolf mit nur einem Rucksack die Welt zu bereisen und nie an einem Ort zu bleiben.
Als Erwachsener habe ich diese Träume wieder verworfen – aber war das klug? Vielleicht hatte der Kind-Eric doch die bessere Vorstellung von einem glücklichen Leben – wer weiß?
Oft habe ich mich gefragt: Wie wäre mein Leben verlaufen, wenn ich damals meinen Traum verwirklicht hätte? Wäre ich heute damit glücklich – oder würde ich es bereuen?
Das Gegenteil kenne ich auch: Jugendträume, die so stark sind, dass man sie nie loswird.
Als Teenager träumte ich davon, das Mittelalter zu sehen. Und auch als ich 40 wurde und eigentlich ein verantwortungsvoller Erwachsener sein sollte, wurde ich diesen Traum nicht los.
Also habe ich es getan:
Ein Jahr lang bin ich in einem VW-Bus durch Deutschland und Österreich von Burg zu Kloster zu Schlachtfeld gereist – auf der Suche nach dem Mittelalter. Und ich habe es gefunden! (Daraus entstand auch mein erstes Buch, Die Nibelungenreise.)
Es scheint, dass sich unsere Vorstellungen vom Leben, vom Sinn des Lebens und vom Glück je nach Lebensphase verändern.
Aber heißt das, dass unsere Vorstellungen vom Glück, als wir Kinder waren, wirklich unrealistisch waren?
Oder sind das nur Ausreden, weil wir mit zehn Jahren nicht den Mut hatten, von zu Hause abzuhauen und irgendwo eine Katzenfarm zu gründen?
Die Aufgabe:
Schreib einen kurzen Text und vergleiche damals mit heute, nämlich:
A) einen Traum bzw. eine Vorstellung vom Glück aus deiner Jugend (z. B. Wenn ich erwachsen bin, will ich in einem Häuschen im Wald leben, mit vielen Kindern und einem Prinzen, und für immer glücklich sein) mit
B) deinen heutigen Träumen oder Vorstellungen vom Glück.
Überlege dabei:
– Was hat sich verändert?
– Welcher Traum war der bessere?
– Bist du froh, dass du deine Träume von damals nicht verfolgt hast – oder wären sie gar nicht so schlecht gewesen?
– Wenn du einem Jugendtraum noch nachtrauerst – warum? Würde er dich, so wie du heute bist, wirklich glücklich machen?
– Bleibt Glück immer gleich? Verändert es sich von Lebensphase zu Lebensphase, oder müsste „wahres Glück“ in jeder Lebensphase gleich sein?
Viel Spaß – und schreibt mir in die Kommentare, was ihr denkt!
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“Kleine Romane über dich” ist eine Reihe von wöchentlichen Schreibimpulsen, die das eigene Leben, Biographie und Seele erkunden: Wir schreiben, um uns selbst kennenzulernen.
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War es früher leichter glücklich zu sein? Und gab es für mich wirklich einen spezifischen Kinder- oder Jugendtraum? Ich glaube nicht. Dazu muss ich sagen, dass ich eine außergewöhnlich unbeschwerte Kindheit hatte. Mein „Glück“ war meist kein besonderer Traum, sondern manifestierte sich in kleinen Dingen, wie zum Beispiel der Geruch von frischer Luft auf der noch sommersonnenwarmen Haut, wenn ich den ganzen Tag im Garten spielen durfte. Barfuß sein, Gras und Sand zwischen den Zehen spüren, toben und im kleinen Wasserbassin planschen, das war für mich ein ganzer Tag voll Glück. Als Highlight gab es ab und zu einen Cola-Lutscher in welchem für mich in diesem Moment das ganze Glück der Erde lag.
Jetzt, als Rentnerin, spüre ich in kleinen Dingen immer noch das gleiche Glück wie damals. Ja klar, im Garten toben oder wild im Wasser planschen ist nicht mehr angesagt, aber lange Spaziergänge im Wald und abends immer noch der gleiche Geruch von sommersonnenwarmer Haut.
Vielleicht ist „Glück“ das Gefühl geliebt zu werden und einfach so sein zu dürfen, wie man ist. Das kann sich als Kind in der Geborgenheit des Elternhauses widerspiegeln oder als erwachsener Mensch die Liebe des Partners und der eigenen Kinder sein. Ich kann sagen, dass ich in allen Lebensphasen bisher dieses Glück hatte. Also für mich hat sich „das Glück“ an sich nicht verändert.
War es früher leichter, glücklich zu sein?
Ich liege auf einer Wiese, die Hände verschränkt unter dem Kopf. Das Gras ist dich und so grün wie Gras grün sein kann, so weich, wie es weich sein kann. Es duftet intensiv. Es scheint, als sehe, rieche und spüre ich es das erste Mal.
Ich liege in meinem weichen, grünen Bett und lausche den Düften, die meine Nase erobern. Aus dem Garten weht Erdbeerduft herüber. Ohne hinzuschauen sehe ich sie vor mir, diese kleinen roten Beeren, spüre ihren Geschmack, und das Wasser läuft mir im Mund zusammen. Ich spüre den Saft dieser roten Früchte mein Kinn entlang laufen und bin versucht, ihn wegzuwischen.
Ich öffne die träumenden Augen, schaue empor zum strahlend blauen Himmel, der so blau ist, wie ein Sommerhimmel blau sein kann. Kleine Wölkchen sind darauf verstreut wie Wattebällchen. Ich strecke die Hand aus und fange eines zwischen Daumen und Zeigefinder, halte es einen Moment fest bis ich es weiterfliegen lasse. Es setzt seine Reise fort während ich im grün duftenden Bett zurückbleibe und von Erdbeeren träume.
Viele kleine, weiße Wölkchen wandern an mir vorbei. Vom Hinsehen wird mir schwindlig. So fühlt es sich an, wenn die Erde sich dreht, schneller als ich dachte. Ich schließe die Augen und warte darauf, dass mir eine Erdbeere in den Mund wächst.
Ich weiß noch nichts von Zecken im Gras, von Dunkelheit und Lüge, von Ungerechtigkeit, Hass, Leid und Schmerz.
Ich bin glücklich in Grün und Blau, in Rot und Weiß und trage ein Lächeln auf den erdbeerroten Lippen.
von Heide-Marie.