Ist dein Leben auch scheiße?
Stehst du auch jeden Morgen auf und denkst: Ich habe alles falsch gemacht?
Wünschst du dir heimlich, du hättest alles anders gemacht – nicht geheiratet, oder lieber Fritz oder Susi statt Hans oder Gerlinde genommen?
Oder dass du statt BWL lieber Sportmedizin studiert hättest, oder statt nach Berlin nach München gezogen wärst? Oder dass du an diesem einen Tag deinem Chef nicht die Meinung gesagt hättest?
Hoffentlich ist das nicht so – aber es ist nur menschlich, ab und zu so über das Leben zu denken. Dabei sehen wir unsere Fehler oft aus einer Perspektive, die uns nur die negativen Seiten zeigt und so unser Gedächtnis färbt.
Was wäre, wenn wir noch einmal auf unsere dunkelsten Momente zurückblicken und entdecken würden: Eigentlich waren sie gar nicht so schlimm – vielleicht sogar großartig?
Vielleicht war Fritz oder Susi der perfekte Partner.
Vielleicht war BWL genau das Richtige.
Vielleicht wäre der Umzug nach München eine Katastrophe gewesen – zum Glück bist du in Berlin geblieben!
Die Aufgabe:
Schreibe zwei Texte:
1. Schreibe einen kurzen Text über deinen dunkelsten Moment – einen Moment, den du bereust, einen Fehler.
– Was war dein Fehler?
– Was hast du falsch gemacht?
– Was hat dich dazu verleitet?
– Wer war schuld?
– Was waren die Folgen?
– Welchen Preis musstest du für diese Dummheit zahlen?
– Wie sehr hat es wehgetan?
– (Aber: Die Frage „Was hättest du im Rückblick anders machen sollen?” beantworten wir nicht – es geht nur um den Fehler und seine Folgen.)
Schreibe in der dritten Person (er, sie) und mit erfundenen Namen – aber alles andere soll eine echte Erinnerung sein.
Und schreib es negativ – lass die Sau raus, bemitleide dich, klage das Leben an.
2. Nimm jetzt diesen Text und verwandle alles Negative ins Positive.
Der Fehler bleibt
– aber er war kein Fehler, und du bereust ihn nicht.
– Du hast nichts falsch gemacht; du hast etwas richtig gemacht.
– Wer dich zu dieser Entscheidung gebracht hat, hat dir einen Gefallen getan – du bist dankbar.
– Die Folgen waren nicht negativ, sondern positiv.
Du hast keinen Preis bezahlt, sondern etwas gewonnen.
– Es hat nicht wehgetan, sondern dich bereichert. Vielleicht war es sogar eine der besten Phasen deines Lebens.
Und ja, du darfst dir dabei auch einiges ausdenken. Erfinde was! Es ist ein kleiner Roman, und die Hauptfigur trägt nicht deine Namen.
Wenn es ein wirklich schlimmer Fehler war, dann musst du ihn nicht schönreden – dann denk dir einfach eine alternative Version mit positiven Folgen aus.
Wie hätte sich dein Leben entwickelt, wenn dieser Fehler sich plötzlich als Glücksfall erwiesen hätte?
Nachdem du den positiven Text geschrieben hast, stelle dir die Frage:
Hat sich durch das Umschreiben dein Blick auf die Vergangenheit verändert?
Bitte poste (in den Kommentaren) nur den positiven Text mit veränderten Namen!
Viele Spass! Ich freu mich auf eure Texte!
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Der beste Fehler meines Lebens
1. Freifahrt ins Trauma
Das Schlimmste ist, dass ich nicht einmal sagen kann, ich hätte nicht wissen können, worauf ich mich einlasse. Nein, im Gegenteil. Eigentlich lag alles so sichtbar auf dem Tisch. Nicht nur das, was er mir über seine Vergangenheit erzählte, und über seine Gegenwart. Wie er lebte, was er lebte. Ich hätte es wissen müssen, spätestens als er mir in unserer ersten damals noch zarten Verliebtheit sagte: "Weißt du, wenn du mit mir zusammensein willst, dann musst du mich in alle deine Zellen hineinlassen." Im Siebten Himmel hörte sich das an, wie ein Versprechen. Das Versprechen, dass er es ernst meint mit mir.
Erst als ich etwa 18 Monate später endlich den Absprung gefunden, aber noch lange keinen Frieden gefunden hatte, wurde mir bewusst, was er da eigentlich gesagt hatte und dass das tatsächlich kein leeres Versprechen war. Nur deutlich ernster als ich dachte. Ich hatte zugelassen, dass er tatsächlich in alle meine Zellen eindrang, nein schlimmer, ich hatte dieses Eindringen vor allem zu Beginn geradezu beschleunigt, ich wollte förmlich erobert werden, sog alles an ihm in mich auf. Seine unberechenbare Art, sein Umgang mit Drogen, seine manipulativen Worte, die ich damals als Liebeshymnen las.
Und nun stand ich da, hatte all das erkannt, den einzig wichtigen, lebensrettenden Schritt unternommen, mich zu trennen und.....
war doch nicht getrennt, weil der ganze Scheiß immer noch in meinen Zellen waberte. All das Gift, was in mich hineingetöpfelt war, nun waberte es in einer unglaublich langsamen Halbwertzeit wieder aus mir heraus, ließ mich allmorgendlich in tiefstem Grauen erwachen, dabei war der Mann doch längst weg. Er hat mein Vertrauen mißbraucht und ich werde nie wieder lieben können.
2. Abenteuerliche Reise zu mir selbst
Von allen tollen Reisen, die ich in meinem Leben gemacht habe, war dies mit Abstand die beste, die abenteuerlichste, die, die am meisten mind-blowing war und mir den tiefsten Frieden brachte. Die Reise dauerte nichtmal zwei Jahre, ist deutlich länger vorbei und bereichert mich immer noch.
Ja, der Mann, er passte eigentlich gar nicht zu mir. Ein sogenannter Lebenskünstler, lebte von der Hand in den Mund, auch in der Liebe hielt er es mit der totalen Freiheit. Monogam? Mit ihm nicht mehr. Wow, endlich ein Mann mit dem ich lernen würde, dass kein Mann mich retten kann und den ich trotzdem lieben dürfte. Und das tat ich, mit einer Inbrunst, die ich lange nicht mehr für möglich gehalten hatte. Ich lief mit ihm barfuß durch seine Welt und staunte und staunte und staunte. Ein Ausschlag aller Gefühle, die ich zu leben vergessen hatte in meinem zuvor kleinen, wohlsortierten Leben. Jetzt durfte ich all die ungelebten Träume leben, von denen ich zuvor nicht einmal gewußt hatte.
Und dann kam der Tag, da wusste ich, ich hatte alles erlebt, die Reise war zuende, ich würde heimkehren, mit tollen Bildern und wilden Erinnerungen im Gepäck. Ich würde noch so manches Mal morgen aufwachen mit diesen Bildern und Gefühlen und ich wäre einfach nur dankbar, diese Reise gemacht und nun auch wieder beendet zu haben. Ich kehrte heim. Er hatte mich nicht gerettet, aber ich hatte mich selbst gerettet.
Ich kann jetzt wieder lieben. Weil das Leben so schön ist. Weil eine Sehnsucht, die ich immer hatte nun für immer gestillt ist. Weil ich mich selbst lieben gelernt habe. Durch ihn.